Testfahrt GWM Ora 07: Sieht nach Porsche aus, kommt aber aus China (2024)

Mit einem viertürigen Coupé bringt Ora Starkstrom in die E-Szene. Der elektrische Ora 07 vom chinesischen Hersteller Great Wall Motor kommt mit bis zu 300 kW/408 PS und einem Design, das nicht rein zufällig an den Porsche Panamera erinnert. Testfahrt.

  • Ora 07 mit 4,87 Metern Länge und auffälligem Design

  • Zwei Batteriegrößen für 440 und 520 Kilometer Reichweite

  • Preis ab 41.990 Euro

Noch vor Kurzem waren sich alle sicher, dass die chinesischen Autobauer ihre Expansionspläne rasch umsetzen werden und den europäischen Markt überrollen – und plötzlich zieht der erste China-Boss den Stecker. Kürzlich verkündete Great Wall Motor die Schließung der erst im Herbst 2021 eröffneten Europazentrale in München.

Das Europageschäft will GWM-Chairman Jack Wey künftig allein von China aus leiten. Ausdrücklich nicht betroffen von dem Rückzug ist Ora, dessen Geschicke in den Händen der Emil Frey Gruppe liegt. Geschäftsführer Johannes Brandenburger verspricht: "Für unsere Kunden und Händler ändert sich nichts."

Ora 07 mit bis zu 408 PS

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Eine gute Nachricht also für alle bisherigen Besitzer eines Ora und für alle, die es noch werden wollen. Nach dem kompakten GWM Ora 03 kommt jetzt also der GWM Ora 07 mit einer Leistung von bis zu 300 kW/408 PS auf deutsche Straßen. Angeboten wird das 4,87 Meter lange, viertürige Fließheck-Coupé in drei Ausstattungslinien, mit zwei Batteriegrößen sowie in zwei Leistungsvarianten. Los geht's ab 41.990 Euro.

Optisch verfolgt Ora dabei erneut den Weg des größeren Widerstands. Denn verwechselbar oder gar langweilig ist der China-Panamera nun wirklich nicht. Eher provokativ. Man muss diesen retro-futuristischen Stilmix nicht mögen: vorn die treuen Oval-Augen, dahinter der ewig lange, schräg abfallende Rücken.

Magere 88 kW Ladeleistung

Ausgemachter Gegner des Ora 07 soll in der Mittelklasse der Hyundai Ioniq 6 sein. Er ist fast auf den Zentimeter so lang wie der Chinese, mit kleinerer Batterie und weniger Leistung, aber mindestens 2000 Euro teurer. Der Koreaner hat allerdings ein 800-Volt-Bordnetz für schnelles Laden an entsprechenden Säulen, der Ora 07 muss mit 400 Volt auskommen. Das Ladetempo ist mit 88 kW entsprechend mau und unter Durchschnitt. Immerhin hält er seine Ladekurve über einen relativ langen Zeitraum konstant hoch. Trotzdem will Ora über Software-Lösungen hier möglichst schnell nachbessern.

Technisch steht der Ora 07 auf der skalierbaren Elektroplattform des viel kürzeren Ora 03, die ja nahezu baugleich auch der neue E-Mini nutzt. Die frontgetriebenen 150 kW/204 PS starken Versionen Pure und Pro haben im Tiefparterre eine 67-kWh-Batterie mit einer versprochenen elektrischen Reichweite von 440 Kilometern. Die Allradvariante GT fährt mit doppelter Leistung vor, also 300 kW/408 PS. Auf jeder Achse sitzt ein permanenterregter Synchronmotor. Die größere 86-kWh-Batterie soll bis zu 520 Kilometer durchhalten.

Gute Ausstattung, fünf Jahre Garantie

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Ein gutes Verkaufsargument für den Ora 07 dürfte die Komplettausstattung sein. Neben der 5-Jahres-Garantie auf das Fahrzeug ohne Kilometerbegrenzung, sowie acht Jahre auf die Batterie (bis 160.000 Kilometer) ist hier so ziemlich alles serienmäßig an Bord, auch jede Menge Assistenten. Wie der Sprachassistent, der sich den Gewohnheiten des Fahrers anpasst, und der Parkassistent, der später mal das Auto per App autonom in die Parklücke manövrieren können soll. Nicht zuletzt die vor Unfällen schützenden Abbiege- und Querverkehrsassistenten.

Je nach Ausstattung spendiert Ora bis zu 19 Zoll große Aluräder, beheizbare und kühlende Massagesitze, ein Head-up-Display, eine Mega-Soundanlage mit elf Lautsprechern oder ein riesiges Glasdach, das sich von der A-Säule bis zum ausfahrbaren Heckflügel (ab Ausstattung Pro) streckt und reichlich Licht in den Innenraum lässt. Dahinter gibt ein kleiner elektrischer Deckel den Weg zum Kofferraum (333 bis 1045 Liter) frei.

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Auch innen verfolgt Ora seine eigene Design-Agenda. Dominiert wird die Einrichtung von einer scheinbar schwebenden Mittelkonsole, auf der ein paar Tasten und Drehknöpfe die wichtigsten Funktionen steuern. Alles andere managt man über den schnell reagierenden 12,3-Zoll-Touchscreen. So lässt sich beispielsweise das Ambientelicht in mehreren Farben pulsierend mit dem Rhythmus der Musik synchronisieren. Was wie echtes Leder mit feinen Ziernähten ausschaut, ist veganer Kunststoff, wahlweise in Schwarz oder Braun bestellbar.

Bei einem Radstand von 2,87 Metern lässt sich von Beinfreiheit reden. Zusammengesetzt scheint der Ora 07 zudem mit der nötigen Sorgfalt, nichts klappert oder knirscht, die rahmenlosen Türen fallen satt ins Schloss, selbst bei höherem Tempo bleiben die Windgeräusche gering. So ein hohes Qualitätsniveau kennen wir von chinesischen Autos erst seit wenigen Jahren.

Der Ora 07 fährt sich gut

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Auch die Selbstverständlichkeit, wie das Ganze auf der Straße umgesetzt wird, unterstreicht die bemerkenswerte Lernkurve der Chinesen. Der Ora 07 fährt sich wirklich gut. Vielleicht noch nicht ganz so routiniert abgestimmt, wie manch Premium-Fahrzeug mit deutschem Pass, aber auf jeden Fall schon viel ausgewogener als anfangs noch der Ora 03, bei dem GWM mittlerweile auch eine bessere Gesamt-Performance hinbekommen hat.

Schon die Einstiegsversion mit Frontantrieb schiebt die knapp über zwei Tonnen schwere Fuhre vehement an. Chef im Ring ist der Ora 07 GT, der ab 53.490 Euro in der Preisliste steht. Mit der Power von über 400 PS und 680 Newtonmetern Drehmoment konkurriert er mit hochkarätigen und deutlich teureren Sport-GTs. Über den roten Button am Lenkrad bündelt er seine Kräfte und marschiert – unter etwas albernem, digital erzeugtem Motorgeheul – in 4,5 Sekunden auf Tempo 100.

Hilfreich bei der Performance sind der tiefe Schwerpunkt der Batterie, der lange Radstand und insgesamt sechs Fahrprogramme. So bleibt der Ora 07 auch unter Stress berechenbar. Ebenso gefällt die Lenkung mit ihrer direkten Art. Die Macher gewähren der Software so viel Freiheit wie möglich, Fahrspaß ist ausdrücklich erlaubt und wird nicht gleich im Keim erstickt.

Wie lange Ora den Europagedanken weiter pflegen wird, ist angesichts der jüngsten Ereignisse fraglich. Brandenburger verspricht: "Wir haben noch viel vor mit GWM." Neben einem für 2025 bereits angekündigten vollelektrischen Kompakt-SUV sind weitere Modelle geplant. Auch die Einführung neuer Marken aus dem GWM-Portfolio wie "Haval" oder "Tank" ist weiterhin denkbar.

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Text: Tomas Hirschberger/SP-X

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